
Die Flamme der Osterkerze – Realsymbol des Auferstandenen – durchbricht die Finsternis und nimmt ihr den Schrecken: Mit dem Ruf Dank sei Gott! ziehen die Gläubigen hinter der „leuchtenden Säule“ in die dunkle Kirche ein. Sie empfangen das Licht Christi, entzünden ihre Kerzen daran und geben es an andere weiter; sie lassen sich von ihm erhellen und werden – mitten in der Nacht ihres von Sünde, Leid und Tod überschatteten Lebens – selber zu Lichtträgern.
Das Hochgebet (Lobpreis und Anrufung Gottes) über der Kerze, das Exsultet, deutet diese „Kommunion“: wie Gott beim nächtlichen Auszug aus Ägypten dem Volk Israel als Feuersäule voranzog, so führt Christus in dieser „wahrhaft seligen Nacht“ die Seinen aus der Knechtschaft in die Freiheit, vom Tod zum Leben; ihre Todesnacht verwandelt er ins Strahlen seiner Auferstehung; im ungeminderten Glanz des vielfach geteilten Lichtes sollen nun die Feiernden brennen solange die Dunkelheit des irdischen Daseins andauert – bis Christus wiederkehrt als Morgenstern beim Anbruch des Letzten Tages …
Das Kreuz, die fünf Wachsnägel oder Weihrauchkörner sowie das A(lpha) und Ω(mega) auf der Osterkerze stehen dafür als optische Kurzformel: Der Auferstandene trägt die (duftenden) Wundmale des Gekreuzigten an seinem verklärten Leib (aus reinem Bienenwachs); als A und Ω – erster und letzter Buchstabe im griechischen Alphabet – umfängt er die Schöpfung, ist Anfang und Vollendung der Heilsgeschichte.