Welche Bedeutung hat der Glaube an den dreifaltigen Gott für uns Christen?
Weber: Als Christen glauben wir, wie es im Credo („Glaubensbekenntnis“) heißt, an den einen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Dieses Bekenntnis zum trinitarischen, dreifaltigen Gott eint alle Christen weltweit und steht in der Mitte unseres Glaubens. Das zeigt sich auch in Gebet und Liturgie, etwa beim Kreuzzeichen, bei der Taufe oder in der Eucharistie. Wir beten immer zu Gott Vater, durch Jesus Christus, den Sohn, im Heiligen Geist.
Wie ist die Dreifaltigkeitslehre biblisch verankert?
Weber: Der Glaube an den dreieinen Gott geht auf Gotteserfahrungen zurück, die auch in der Bibel belegt sind. Gott ist weder einer unter vielen, wie es etwa in der griechischen, römischen oder den alten mythischen Religionen gesehen wird – die Götter dort geben sich ihren Machtkämpfen hin –, noch erleben wir ihn als einen fernen, in sich ruhenden, vollkommen abgeschlossenen Gott, den unsere Existenz nicht weiter kümmert. Vielmehr zeigt sich Gott als einer für die Menschen, der sein Volk liebt, der lieben kann, weil Gott selbst Liebe ist. Jesus nennt Gott seinen Vater und hat ein Verhältnis zu ihm, das zuvor völlig undenkbar war. Und so erfahren die Jünger Jesus, den sie als Herrn und Gott anreden, den Vater und an Pfingsten den Heiligen Geist.
Ausgehend von solchen Erfahrungen hat sich die Trinitätstheologie entwickelt. Wir glauben an Jesus Christus, der Sohn Gottes und selbst Gott ist. Wir glauben mit Jesus an Gott, den Vater. Und wir glauben an den Heiligen Geist, den Jesus verheißen hat, der in der Kirche und in der Welt wirkt. Die Rede von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist ist nicht nur etwas Theoretisches, sie hat immer mit Erlösung zu tun. Christus, der Sohn Gottes ist in die Welt gekommen, damit wir alle (Frauen und Männer) in ihm Söhne Gottes werden können. Er beruft uns mit ihm in die Gemeinschaft mit Gott dem Vater und Gott dem Heiligen Geist.
Kann man die Dreifaltigkeit überhaupt „verstehen“?
Weber: Gott ist für uns Menschen ein Mysterium. Wir können Gott nicht völlig erkennen, nicht definieren, nicht verstehen. Augustinus sagt es ganz prägnant: „Hast du es begriffen, dann ist es nicht Gott.“ Das heißt aber nicht, dass wir von Gott gar nichts wissen oder sagen können. Gott selbst hat sich den Menschen gezeigt und ist ihnen nahegekommen in Jesus Christus. Wie ich einen anderen Menschen in der Begegnung kennenlerne, ihn aber niemals ganz durchschaue, so kann ich auch Gott kennenlernen, gleichzeitig bleibt er mir aber ein Mysterium, dem ich mich nur angenähert habe.
Warum haben viele Nichtchristen Probleme mit der Dreifaltigkeit?
Weber: Die Botschaft von der Dreifaltigkeit war von Anfang an eine große Herausforderung. Im vierten Jahrhundert drohte die Kirche an der Frage zu zerbrechen: Ist Jesus wirklich Gott? Das erste Konzil trat im Jahr 325 n. Chr. in Nicaea (heute in der Türkei) zusammen, und sagte: der Sohn Gottes, Christus, ist genauso Gott, wie der Vater. Hinter diese Erkenntnis können wir nicht mehr zurück, sie muss aber immer wieder neu durchdacht und verkündet werden. Der eine Gott, der in sich Gemeinschaft ist und die Liebe verwirklicht, ist zu den Menschen gekommen, damit wir mit Gott liebende Gemeinschaft haben können.