Die schmerzerfüllte Frau mit dem Leichnam ihres zu Tode gequälten Sohnes im Schoß gehört bis heute zu den beliebtesten Mariendarstellungen. Für Eltern gibt es vermutlich keine schmerzhaftere Erfahrung als den Verlust ihres Kindes - eine Erfahrung, die bis heute traurige Aktualität besitzt.
Vermutlich liegen in dieser existentiellen Erfahrung auch die Wurzeln der Andacht zu den „Sieben Schmerzen Mariens“. Ihre Ursprünge reichen ins hohe Mittelalter zurück. In der Spiritualität der Zisterzienser rückte die persönliche Auseinandersetzung mit dem Evangelium ins Zentrum. Christus, den man bis dahin vor allem als glorreich triumphierenden Weltenherrscher gesehen hatte, wurde immer mehr auch als wahrer Mensch und Schicksalsgefährte entdeckt. Auch die sich ausbreitende Marienfrömmigkeit gehört in diesen Zusammenhang.
In dieser betrachtenden Frömmigkeit entstand unter anderem die Andacht zu den „sieben Schmerzen Mariens“. In der symbolträchtigen Zahl vermischen sich biblische und spekulative Motive:
Im klösterlichen Bereich entstand bald auch ein liturgischer Gedenktag, der ursprünglich am vierten Freitag nach Ostern begangen wurde. Auf den Servitenorden geht das Fest der Sieben Schmerzen Mariens am Freitag vor dem Palmsonntag zurück. Mancherorts, etwa in Maria Lanzendorf südlich von Wien, hat sich dieser Tag als „Schmerzhafter Freitag“ bis heute erhalten.
Als Dank für die Befreiung Papst Pius‘ VII aus der Gefangenschaft durch Napoleon Bonaparte wurde der Gedenktag seit 1814 zusätzlich am dritten Sonntag im September begangen. Von Papst Pius X auf den 15. September verlegt, wurde dieser Tag nach der Liturgiereform durch Papst Paul VI zum „Gedächtnis der Schmerzen Mariens“ und damit ausdrücklich mit dem Inhalt des Festes Kreuzerhöhung verknüpft.
Wie einflussreich das Thema dieses Tages war, zeigt auch seine Bearbeitung in der Kunst. Von den zahlreichen Darstellungen der „Pietá“ ist jene von Michelangelo für den Petersdom geschaffene wohl die bekannteste. Untrennbar verbunden mit dem Festtag ist auch der vielfach vertonte liturgische Gesang des „Stabat Mater“, das den Festinhalt eindrucksvoll zusammenfasst:
Angst und Trauer, Qual und Bangen, / alles Leid hielt sie umfangen, / das nur je ein Herz durchdrang. Wer könnt‘ ohne Tränen sehen / Christi Mutter also stehen / in so tiefen Jammers Not? Wer nicht mit der Mutter weinen, / seinen Schmerz mit ihrem einen, / leiden bei des Sohnes Tod?