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Grabkerze mit Kreuz
Erzdiözese Wien/ Stephan Schönlaub, Stephan Schönlaub / Grabkerze mit Kreuz
08.10.2025

Der Allerheiligentag als Totenfest

Aus mehreren Gedenktagen für Heilige Märtyrer entwickelte sich der heutige Feiertag Allerheiligen am 1. November.

Schon im 4. Jahrhundert beging man im Osten ein Gedächtnis aller Märtyrer. „Im orientalischen, vor allem im syrischen Raum, wurden diejenigen, die für Christus ihr Blut vergossen haben, als Heilige verehrt“, sagt Pater Thomas Figl von der Katholischen Hochschulgemeinde Wien. Gefeiert wurden diese Heiligen jeweils an ihren Sterbetagen. „Es hat sich aber bald ein bestimmter Tag entwickelt, an dem man alle Märtyrer gemeinsam geehrt hat, da es so viele waren“, so der Studentenseelsorger.

 

Warum feiern wir am 1. November?

Der Festtermin war in den Teilkirchen verschieden. Man wisse, dass es in Byzanz bereits ein solches „Allerheiligenfest“ gab, ein Fest aller Heiligen Märtyrer, das am Ende der Pfingstwoche gefeiert wurde. „In Rom dürfte diese Feier noch eine Zeit lang zu Pfingsten begangen worden sein, sich aber nicht gehalten haben“, so Pater Thomas Figl.

 

In Verbindung gebracht wird mit der Entstehung von Allerheiligen auch die Umwidmung des römischen Pantheon-Tempels aus heidnischer Zeit in eine christliche Kirche. Papst Bonifatius IV. weihte sie am 13. Mai im Jahr 609 zu Ehren Marias, der Königin aller Heiligen und allen Heiligen. In diesem Zusammenhang ist auch eine jährliche Feier am Freitag nach Ostern überliefert.

 

Doch warum feiern wir heute am 1. November? Wie und warum genau, wisse man nicht, so Pater Figl. „In Rom ist dieser Termin seit dem neunten Jahrhundert bekannt. Das ist spät.“ Ab dieser Zeit habe sich die Tradition mit unterschiedlicher Geschwindigkeit auf alle christlichen Länder ausgebreitet. Pater Thomas Figl: „Die Missionare haben im neunten und zehnten Jahrhundert mit dem Christentum auch das Allerheiligenfest in die Länder Europas gebracht.“

 

Zeit für die Familie

Heute habe sich Allerheiligen zusammen mit Allerseelen im kollektiven Brauchtum zu einem universalen Totenfest entwickelt, zu Tagen des Denkens an die Verstorbenen. „Die Heiligen sind ja nicht mehr unter den Lebenden, sie sind im Himmel. Und wir hoffen natürlich, dass viele unserer Toten, die in den Gräbern ruhen, unter diesen Heiligen des Himmels sind und zu Allerheiligen mitgefeiert werden“, sagt Pater Figl.

 

Allerheiligen sei somit auch ein Familienfest. „Vielleicht einer der wenigen Tage im Jahr, an denen Familien in ihrem Ursprung an einem bestimmten Ort zusammenkommen, mit allem, was sich an Brauchtum und Ritualen dazu entwickelt hat.“ Etwa dem Allerheiligenstriezel, dessen Ursprung in der Antike liegt. Als Grabbeigabe für die Verstorbenen wurden schon damals kleine Gebilde aus Germteig gebacken.